Spielbericht Neuhofen - Traun
Zweiter gegen Vierter. Das Spitzenspiel der elften Runde steigt in Neuhofen. Eine halbe Stunde ist davon nichts zu merken, zu eindeutig sind die Vorteile der Trauner Gäste. Bei Neuhofen stimmt weder das Abwehrverhalten, noch der Spielaufbau. Traun kommt recht einfach zu guten Chancen und geht verdient mit 2:0 in Führung. Die Hausherren stellen ihre Spielanlage nach gut dreißig Minuten um, beginnen mutiger mit flachem Spiel durch die Mitte die erste Pressinglinie zu überspielen und registrieren, dass sich hinter der Trauner Maskerade unfassbare Räume verbergen. Die Hintersteiner-Elf dominiert fortan, baut eine Stunde lang sehr ansehnlich auf, bleibt im letzten Drittel aber Klarheit und Durchschlagskraft schuldig. Weil man sich nach der Pause ein klares Abseitstor fängt, bringen auch zwei Rompos-Treffer keinen Punktgewinn.
Der Reihe nach: Neuhofens Startelf bleibt unverändert. Man muss weiter Abwehrboss Markus Hermes verletzt vorgeben. Auch die Trauner können nicht in Bestbesetzung antreten, fehlt beispielsweise der flinke Angreifer Luvumbu Manuel Vemba. Auf dem mitgenommenen Spielfeld im Franz-Schiefermair-Stadion sind es zu Beginn die Gäste, die forscher und aktiver zu Werke gehen. In einem 4-3-3 mit tiefer Sechs und zwei aggressiven Achtern pressen sie vorne hoch, bleiben aber stets mit fünf Mann tief. Neuhofen lässt sich blenden, spielt angepresst meist den hohen Ball, der keine Ernte bringt. Defensiv leistet man sich zudem den einen oder anderen Patzer. Die Folge sind gute Chancen für die ambitioniert startenden Trauner: Nach zirka zehn Minuten verunglückt ein Abschlag Stefan Oberleitners. Thomas Berhuber kann dem Angreifer aber noch die Haut abluchsen. Beim anschließenden Eckball darf Ivan Grabovac frei zum Kopfball kommen. Der wuchtige Versuch geht gar nicht weit über das Quergestänge. Fünf Minuten später folgt die nächste Topgelegenheit, doch der per Lochpass fein inszenierte Offensivspieler Matthias Niedermair verliert im 1 gegen 1 mit Neuhofens Einser die Übersicht und legt das Leder neben das Gehäuse. Wenig später ist es dann aber soweit: Neuhofen mützt bei einem Eckball der Gäste. Pero Rakusic nützt das Tohuwabohu und trifft energisch aus spitzem Winkel. Keine 60 Sekunden später, 19 Minuten sind da absolviert, markiert der Ex-Paschinger einen Doppelpack. Ein hoher Diagonalball darf die rechte Abwehrseite passieren. Die Flanke kommt perfekt. In der Mitte fehlt die Zuordnung und zu allem Überfluss köpfelt der Torschütze den Ball via Thomas Berhuber unhaltbar in die Maschen.
In weiterer Folge flacht die Partie merklich ab. Neuhofen sortiert sich. Traun ist zufrieden. Erst mit einem verletzungsbedingt erzwungenen Wechsel auf Seiten der Neuhofener kommt Bewegung ins Spiel. Ab der 35. Minute spielt Neuhofen mutiger und entblößt das mit fragwürdiger Ab- und Durchsicherung recht halbherzig vorgetragene Pressing der Trauner. Schon in der ersten halben Stunde spielte Traun meist nur so genanntes False Pressing, um Druck auf den Ball vorzutäuschen und Neuhofen glauben zu lassen, der lange Ball sei alternativlos. Weil Trauns Viererkette plus Viktor Milos als tiefer Sechser sich praktisch nie am Vorwärtsverteidigen beteiligen, sondern lange Zeit erfolgreich auf den langen Ball warten, klafft ein riesiges, an die schottische Furche erinnerndes Loch zwischen den fünf Offensiv- und den fünf Defensivakteuren. Neuhofen bespielt diesen riesigen Raum mit recht simplen flach vertikalen und diagonalen Pässen aus der Innenverteidigung. Mit einem Pass ist die halbe Trauner Elf aus dem Spiel. Christoph Kubicka und Patrick Zeller drehen auf und dominieren das Mitteldrittel. Vor der Pause kommt Neuhofen aber nur mehr zu einer guten Torchance. Joszef Rompos setzt einen Kopfball knapp neben die Stange.
Nach dem Seitenwechsel ändert sich nichts an der Spielanlage. Neuhofen drängt Traun weit in die eigene Hälfte. Die komfortabel führenden Gäste verlegen sich auf Konterangriffe und haben damit zunächst Erfolg. Zuerst kann Stefan Oberleitner mit einem grandiosen Reflex Schlimmeres verhindern. Kurz darauf ist er machtlos: Neuhofen befördert einen eroberten Ball nicht weit genug aus der Gefahrenzone, Traun verlagert fein, der rechte Flügel bringt den Ball zur Mitte und aus ganz klarer Abseitsposition schiebt Stefan Maslac die Frucht über die Linie. Dass der von Traun gestellte Linienrichter Daniel Mühlbauer die Fahne nicht hob, braucht nicht zu wundern, lebt dieser doch die Auffassung, die Abseitslinie habe sich seinem (eingeschränkten) Bewegungsradius anzupassen und nicht umgekehrt. Zu keinem Zeitpunkt auf der Höhe des Geschehens deutete er Fairness nur an, wenn Torgefahr seiner Farben aussichtslos ist. In den entscheidenden Momenten wiegt die Fahne zu schwer.
Aber sei’s drum! Neuhofen lässt sich nicht beirren und spielt weiter couragiert nach vorne. Simon Kollnberger lässt eine Riesenchance aus, als er alleine vor dem Tor mit zu viel Rückenlage kämpft. Wenig später gelingt aber der erste Streich der Aufholjagd: In einer unübersichtlichen Situation im Strafraum der Gäste hindert Branislav Rozic Jozsef Rompos am Kopfball aus kurzer Distanz. Der Schiedsrichter entscheidet korrekt auf Strafstoß. Die Rote Karte für den Übeltäter ist wohl durch das Regelwerk gedeckt, überrascht aber selbst viele Neuhofener, die auch Gelb für vertretbar gehalten hätten. Der Gefoulte übernimmt die Verantwortung und stellt nach einer guten Stunde auf 1:3. Die junge Gästemannschaft beginnt nun mächtig zu schwimmen. Neuhofen macht großen Druck, spielt sich mühelos vor die Abwehrreihe, doch im letzten Drittel fehlen zu oft die Idee und das Durchsetzungsvermögen. Klare Torchancen bleiben daher trotz Dauerbelagerung des Trauner Strafraums Mangelware. Es muss wieder ein Standard her: Zwanzig Minuten vor Spielende drückt Doppeltorschütze Pepi Rompos einen Landerl-Corner über die Linie. Zeit genug, um den Ausgleich zu erzielen, aber Neuhofen ist trotz eklatantem Übergewicht nicht in der Lage den guten Spielaufbau in konkrete Torchancen umzuwandeln. Traun wankt gewaltig, aber es reicht für den 3:2-Auswärtssieg. Aufgrund der klaren Überzahl an guten Torchancen ist dieser Erfolg auch verdient. Neuhofen nimmt in Kronstorf die nächsten Punkte ins Visier.
Eure Sportbrille
Union Neuhofen - HAKA Traun (2:3)
Torschützen:
- 61' Jozsef Rompos
- 70' Jozsef Rompos