Spielbericht Neuhofen - Doppl
Der Festtagsschmaus des vierten Spieltages wird in Neuhofen serviert. Im Franz-Schiefermair-Oval scheinen die Hintersteiner-Boys die Vorstädter in der Anfangsphase mit Haut und Haar zu verschlingen. Nach dem hochverdienten Führungstreffer schluckt man allerdings mit einem äußerst billigen Gegentor eine schwer im Magen liegende Krot, die spürbar an Selbstverständlichkeit einbüßen lässt. Trotz andauernder Überlegenheit in Halbzeit 1 geht der Torhunger etwas verloren. Der zweite Gang bringt keinen Aufschwung, Neuhofen fällt zurück, der Gegner bestraft dies und gewinnt knapp.
Vor witterungsbedingt durchschnittlicher Kulisse starten die Gastgeber – ohne Markus Hermes (krank) – furios. Im Bewusstsein, dass sich die Klasse des Gegners in dessen Offensive konzentriert, schnürt man den Kontrahenten in der eigenen Hälfte ein und beschäftigt die Hintermannschaft. Der Aufsteiger bekommt keine Luft zu atmen, ist ob der Wucht der Neuhofener Angriffe völlig hilflos. In den ersten zehn Spielminuten vergeben die Gastgeber eine Topchance nach der anderen. Zweimal haben Simon Kollnberger und Jozsef Rompos nur mehr einen Abwehrspieler vor sich, scheitern aber an der Auflösung dieser Situationen. Dann ist es Christoph Kubicka, der Defensive enteilt und von einem Bewacher verfolgt auf das Doppl-Gehäuse zieht. Im Strafraum angelangt wird er zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter glaubt wohl an einen Selbstfaller und verzichtet auf ein Eingreifen. Aus meiner Sicht wäre ein Elfmeterpfiff die angemessenere Entscheidung gewesen.
Wenig später die nächste Großchance, als Thomas Bachmair auf Höhe des zweiten Pfostens ungedeckt an eine weite Flanke kommt, mit seinem Abschluss jedoch am Tormann scheitert. Nach einer knappen Viertelstunde dann die nächste Rettungstat des vielbeschäftigten Schlussmannes der Gäste. Er fischt einen Rompos-Flachschuss aus 18 Metern aus der Ecke. In Minute 16 dann das Überfällige: Nach einem geklärten Eckball schnappt sich Simon Kollnberger den zweiten Ball, führt am Strafraumeck seine technischen Fertigkeiten und gleichsam drei Gegenspieler vor, visiert nach diesem feinen Dribbling die lange Ecke an, trifft aber die Hand des sich in den Schuss werfenden Abwehrspielers. Dass das Spielgerät von der unnatürlich in die Luft gereckten Hand auch noch im Gesicht des Übeltäters landet, lenkt den Spielleiter nicht vom Wesentlichen ab: Er pfeift und zeigt auf den Punkt. Pepi Rompos übernimmt die Verantwortung und verwertet den Penalty mühelos zum 1:0.
Wenige Minuten später passiert das mehr als Vermeidbare: Bis dahin ohne jeglichen Auftrag setzt sich die starke Offensivreihe der Gäste einmal in Szene und schon ist die Führung dahin. Altstar Attila Szili stiehlt sich im Rücken der umtriebigen Sechser davon, auch der herausrückenden linken Abwehrseite gelingt es nicht Zugriff zu bekommen, der Ball darf quer in den Strafraum gespielt werden und zu allem Überfluss findet auch dort die Passivität der Neuhofener Hintermannschaft kein Ende, schießt Michael Graf mit einem unorthodoxen Tipp-Kick-Move zum 1:1 ein. Es dauert ein wenig bis das Heimteam diesen Schocker verdaut. Nur kurz darauf lancieren die Leondinger einen flotten Konter über ihre rechte Seite, aber der flinke Markus Boyer zielt knapp am langen Eck vorbei. Nach einer guten halben Stunde scheinen die Neuhofener wieder aus der Schockstarre zu erwachen. Bernd Steindl präsentiert seine Kopfballkünste. Sein fein gesetzter Abschluss kann vom Torhüter jedoch knapp neben die lange Stange gedreht werden. Gleich im Anschluss steckt Jozsef auf Simon durch, doch sein Flachschuss aus halblinker Position rauscht am langen Eck vorbei. Fünf Minuten vor der Pause dann die nächste gute Einschussgelegenheiten für die Neuhofener. Thomas Bachmair scherzelt auf Jozsef Rompos, der sich mit Ballglück behaupten kann, alleine vor dem Gästetor aber über die Latte feuert. Wenig später vergeben auch die Doppler noch eine Großchance auf die Pausenführung, als Superstar Xhevxhet Havolli rechts zwei Spieler nass macht und perfekt auf Szili querlegt. Dessen Abschluss kann jedoch gerade noch neben die Stange gelenkt werden. Nach einer Halbzeit mit klaren Vorteilen und eindeutigem Chancenplus für die Gastgeber werden die Seiten beim Stand von 1:1 gewechselt
Im zweiten Durchgang sind innerhalb weniger Sekunden auf beiden Seite zwei idente Chancen zu vermerken. Zuerst flankt Thomas Bachmair auf Jozsef Rompos, doch sowohl sein Kopfball als auch sein Nachschuss werden geblockt. Auf der anderen Seite unterschätzt Neuhofen einen Diagonallpass, Erkan Boyer ist auf der linken Seite völlig frei, doch seine Hereingabe findet keinen Abnehmer. Zirka nach 55 Minuten muss Stefan Oberleitner eingreifen, als nach einer zu weit geratenen Flanke Szili zum Schuss aus spitzem Winkel ansetzt. Wenige Augenblicke später assistiert ihm Klaus Aichmayr, der einen direkten Freistoß des Altmeisters auf der Linie klärt. Der sich nun schon andeutende Gegentreffer fällt dann in Minute 58. Neuhofen spielt in der Vorwärtsbewegung einen tödlichen Fehlpass, Doppl schaltet flott um, Neuhofens Rettungskommando ist stets einen Schritt zu spät, erneut geht es über die entblößte linke Abwehrseite und Havolli verwertet den Boyer-Stangler im Fallen zum 2:1.
Das Trainerteam reagiert, indem es nach einer Stunde einen Sechser opfert. Als dies keinen Aufschwung bringt, setzt man 20 Minuten vor dem Schlusspfiff einen weiteren Reiz und stellt auf Dreierkette um. Gleichzeitig wirft sich Coach Hintersteiner selber in die Schlacht. Mit zwei Spitzen gelingt es noch einmal für Konfusion in der alles andere als dichten Defensive der Doppler zu sorgen. Insbesondere im Linksverteidiger der Gäste hat man eine Schwachstelle ausgemacht. Jozsef Rompos bringt von der rechten Flanke einen geschickten Heber an, doch dieser flattert eine Viertelstunde vor dem Ende zwar über den versteinerten Keeper aber auch knapp neben das Tor. In Minute 80 dann die beste Ausgleichschance, als Klaus Aichmayr seinen Spielertrainer bedient, dieser der Abwehrkette davonbraust, aus suboptimalem Winkel alleine vor dem Gästetor aber Millimeter am 2:2 scheitert.
In der 82. Minute provoziert Simon Kollnberger den vierten (!) Ausschluss der noch jungen Saison. Nach einer Tempoverschärfung im Mittelfeld bleibt Innenverteidiger Marko Culjak nur mehr die Sense. Die unumstrittene Gelb-Rote Karte lässt Neuhofen mit einem Mann mehr in die letzten zehn Minuten gehen. Wirklich zwingende Möglichkeiten bleiben aber aus. Einzig ein Hintersteiner-Stanglpass in Minute 90 sorgt für Gefahr, als der Doppl-Keeper diesen auslässt, jedoch kein Neuhofener danke sagt. So bleibt es bei einer knappen Niederlage, die man sich selber eingebrockt hat. Der Gegner war alles andere als übermächtig und wäre, wie vor allem Halbzeit 1 gezeigt hat, ohne weiteres zu schlagen gewesen. Eine schlechte Chancenauswertung, defensive Nachlässigkeiten bei den Gegentreffern und kontinuierlich nachlassende Bewegung in der Offensive machten die Gäste stark und lähmten das eigene Spiel. Dies ist jedoch alles kein Beinbruch. 9 Punkte stehen nach vier Runden zu Buche. Das ist zwar ein Zähler weniger als letzte Saison, die Abstiegsalarmglocken brauchen aber bei keinem schrillen. Der Start ist mehr als gelungen. Nun gilt es sukzessive nachzusetzen. Der nächste Schritt erfolgt in Losenstein. Dort darf man sich keine Sekunde Passivität leisten, muss jeder Spieler 90 Minuten auf den Zehenspitzen und mit dem Messer zwischen den Zähnen zu allem bereit sein.
Eure Sportbrille
Union Neuhofen - ASKÖ Doppl/Hart (1:2)
Torschützen:
- 16' Jozsef Rompos