Zweimal Hölle und zurück – Bericht vom Austria Triathlon in Podersdorf

Zweimal Hölle und zurück

Ein Bericht vom Austria Triathlon in Podersdorf

Die Illmitzer-Hölle ist Bestandteil des Nationalparks Neusiedlersee aber auch Teil der Laufstrecke beim Triathlon in Podersdorf. Hier mitzumachen über die Mitteldistanz von 1,9km Schwimmen- 90km Radfahren und einem abschließenden Halbmarathon habe ich mich im Mai entschlossen, nach einem durchwachsenem Wintertraining mit vielen, vielen verletzungsbedingten Pausen.

Nachdem ich dann vier Monate halbwegs schmerzfrei trainieren konnte, kam der magische Tag X immer näher und ich reiste am Vortag ins Burgenland, um am nächsten Tag ausgeruht die 113 Wettbewerbskilometer in Angriff zu nehmen. Der Wetterbericht ließ eine Hitzeschlacht erwarten.

Beim Frühstück tönte es schon aus dem Radio, dass es heiß wird heute, bis zu 35 Grad im Seewinkel krächzte der Moderator und spielte den Song „Hochsaison im Eissalon“. Super und du hast Triathlon, sagte ich zu mir.

Um ja möglichst lange im kühlen Quartier bleiben zu können, wählte ich den late-check-in, also die letzte Möglichkeit mein Rad, die Lauf-Radschuhe und die Schwimmbrille samt Kappe, die ich für den Wettkampf benötige, in der Wechselzone zu deponieren.

Wassertemperatur 25 Grad, Neopren verboten, ließ uns der Kampfrichter wissen. Ich hatte damit schon gerechnet und war nicht enttäuscht auf das, für schlechte Schwimmer-wie ich einer bin, doch unterstützende Equipment zu verzichten

Ich will finishen! Wenn möglich unter sechs Stunden, lautete mein Tagesbefehl, ob der zu erwarteten Hitze Challenge genug. Wie die Lemminge bewegten sich mehrere hundert „Leidensgenossen“, ich mit eingeschlossen, in Richtung Leuchtturm zum Start.

Punkt 10 Uhr waltete der „Scharf“-Startrichter seines Amtes und der Neusiedlersee brodelte. Ich halte mich wie immer im hinteren Drittel des Feldes auf, um der „Keilerei“ im Wasser auszuweichen. Der See ist trüb, man sieht kaum den Schwimmer vor und neben sich. Auf den ersten 500 m ist normales Schwimmen kaum möglich. Mit ein paar kräftigen Zügen habe ich mich dann freigeschwommen und versuche einen Dreierrhythmus zu finden, den ich dann auch von Boje eins bis zwei durchziehen kann. Das Wasser ist angenehm warm und ich kann sogar noch forcieren. Nach 38 Minuten bin ich wieder an Land, bereit für den Ritt auf dem Rad durch die Weinberge.

Nach einem für meine Verhältnisse pfeilschnellen Wechsel zum Radfahren dann der erste Schock.
Ich habe meine Verpflegung vergessen, einen Riegel den ich mir zurechtlegen wollte, um nach dem Schwimmen sofort Energie aufnehmen zu können. Hoffentlich erwische ich bei der ersten Labe etwas Essbares, waren nun meine einzigen Gedanken. Es hat gut geklappt, ich konnte im Vorbeifahren eine Banane erhaschen und konzentrierte mich nun wieder auf das anstehende Radfahren.

Die ersten Kilometer verliefen störungsfrei. Rückenwind wie ich erfreulich feststellte. Das mich nach und nach Athleten überholten, störte mich nicht wirklich. Ich bin nicht der super Radler, meine Stärke liegt in der abschließenden Disziplin, dem Laufen. Nur die Hitze wurde immer unerträglicher. Viel trinken, sagte ich zu mir und griff immer wieder zur Flasche, um einer Dehydration vorzubeugen. Auch auf der zweiten von drei Radrunden fühlte ich mich wohl. Ab und an konnte ich sogar einige Athleten rücküberholen, was der Motivation enormen Auftrieb gab. In Runde drei bemerkte ich erstmals eine kleine Schwächephase. Hast du zu wenig getrunken und gegessen fragte ich mich? Schnell ein Gel um das Schlimmste zu verhindern. Der Tacho am Rad zeigte mir, dass der Motor zu stottern begann. Nur keine Panik, jetzt kommt doch das Laufen, das hat dich noch immer herausgerissen. Mit diesen positiven Affirmationen rettete ich mich über die letzten Kilometer auf der Radstrecke.

3:30 Stunden sind die Athleten bei der Halbdistanz nun auf der Strecke, vernahm ich in der Wechselzone aus dem Lautsprecher. Na ja , wenn du jetzt deine normale Leistung abrufen kannst, wird das noch eine Zeit weit unter 5:30 Stunden freute ich mich und stellte mir schon einen richtig „geilen“ Zieleinlauf vor.

Schon nach wenigen Laufmetern kam die Ernüchterung. Mittlerweile ist es so heiß, dass selbst das Atmen schwer fällt, der Schweiß spritzt waagrecht aus den Poren. Drei Labstellen auf der Laufstrecke sind hoffentlich genug frage ich mich. Zweimal Hölle und zurück, dass liegt nun vor mir. Nach drei Kilometern die erste Gehpause. Komm, lauf weiter, bis zur nächsten Labe, immer wieder muss ich mich motivieren um nicht aufzugeben. Das erste Mal in der Hölle. Noch 15,5km steht am Schild zu lesen, ich bin verzweifelt, schaffe ich das überhaupt. Laufen, nein an Laufen ist nicht mehr zu denken. Es ist mehr ein Traben mit eingelegten Gehpausen. Das Publikum feuert uns Athleten an. Hopp auf! Du siehst gut aus! Vernahm ich immer wieder vom Straßenrand her. Noch eine Runde. Einmal noch in die gottverdammte „Hölle“ und du hast es geschafft.
Die Blase die sich am rechten Fuß bemerkbar macht ignoriere ich. Ich laufe. Noch 5,5 Kilometer. Ich höre nicht mehr auf zu laufen, noch zwei, noch ein Kilometer. Ich sehe das Ziel vor mir, der Sprecher im Zielbereich kündigt mich an. Welcome at the finish line!!!

5:43:53 stand am Monitor zu lesen. Platz 239. Ich bin gesund im Ziel. Zwei Hefeweizen und eine Riesengrillplatte tragen das Ihrige dazu bei, dass ich schon am frühen Abend in einen tiefen Schlaf falle………